Tuesday, 29. May 2007

Powerboat P1 Rennen

Category: Neapel — Julia @ 09:30

Man sollte es nicht für möglich halten, aber ich habe mir am Sonntag tatsächlich ein Motorbootrennen im Rahmen der Powerboat P1 World Championship vor der Küste von Neapel angeschaut. Das heißt: eigentlich habe ich das Rennen nur aus der Ferne mitbekommen, da man vom Ufer aus lediglich die Gischt der Boote, ab und zu einige Umrisse und den Lärm der Motoren wahrnehmen konnte.

Powerboat P1 - Neapel

Auf der Mole standen neben neugierigen Schaulustigen (wie mir) auch einige Fans mit Fernglas, die den Rennstand per Radio verfolgten. Ohne dieses Profi-Equipment und ohne Zugang zur VIP-Lounge sowie zur Großleinwand war das Rennen selbst jedoch gar nicht so spektakulär.

Viel spannender fand ich das Drumherum nach dem Rennen. Die Motorboote fuhren in den kleinen Hafen am Molosiglio ein, und Fahrer und Teams wurden freudig von Familie und Freunden begrüßt. Nachdem es während des Rennens noch genieselt hatte, kam zum Glück endlich die Sonne raus. Die Stimmung war heiter. Ein wenig Presserummel. Es war wie im Fahrerlager bei der Formel Eins – nur für Motorboote.

Powerboats

Als während der Siegerehrung die italienische Nationalhymne erschallte, wurd’ mir ganz warm ums Herz. Hab mich gefühlt wie einstmals sonntags, wenn Schumi ‘mal wieder für Ferrari auf dem Treppchen stand. Dann knallten die Korken, und wie zu erwarten war gab es eine Champagner-Dusche, für Zuschauer inklusive.

Die Helden gaben nach dem Rennen bereitwillig Autogramme. Schaden kann’s nicht, dachte ich mir, und ergatterte eins von dem Fahrer des Siegerteams, James Sheppard (links im Bild).

Die Sieger

Auf dem Bild trägt er noch seine rote Kappe, die er mir zu meiner großen Überraschung in die Hand drückte. Stolz wie eine erfolgreiche Trophäenjägerin setzte ich sie mir auf. Ein Champagnergeruch wehte mir in die Nase. Was für ein Glück, dass der Motorbootsport nicht so beliebt ist wie Autorennen! Denn sonst hätte ich nicht hautnah und kostenlos dabei sein können.

Monday, 28. May 2007

Diebstahlsanzeige

Category: Mein Referendariat,Neapel — Julia @ 09:05

Die Italiener haben mir meine Feiertage geklaut! Nachdem ich an Christi Himmelfahrt vor gut 10 Tagen arbeiten musste, muss ich auch heute, am Pfingstmontag, zur Arbeit. Und das ist nicht der letzte Feiertag, der mir durch die Finger geht, denn auch an Fronleichnam (07.06.) ist hier ein normaler Arbeitstag. Das erstaunt mich umso mehr, da Italien weitaus stärker von der katholischen Kirche geprägt ist als Deutschland.

Letztendlich ist es aber halb so schlimm, weil mir das Arbeiten hier Spaß macht und die Kollegen sehr nett sind. Außerdem wird’s heute sicher ganz abwechslungsreich, denn ein Fotograf wird Portraitfotos für den neuen Kanzleiauftritt im Internet machen.

Saturday, 26. May 2007

Nachteulen

Category: Italian Lifestyle,Neapel — Julia @ 13:12

Ich habe den Eindruck, dass die meisten Neapoletaner bis in die späten Abendstunden sehr aktiv sind. Auch nachts noch sausen junge Italiener mit ihren Scootern, zum Teil hupend, zum Teil grölend durch die Straßen der Altstadt.

Da ich selbst eine Nachteule bin, macht mir das nichts aus. Wenn ich in einer bei Italienern beliebten Pizzeria essen gehen möchte, kommt mir das sogar sehr entgegen. Die Leute in Neapel gehen nämlich erst gegen 21 Uhr und später essen. Würde ich auch um diese Uhrzeit eine gute Pizza haben wollen, müsste ich Schlange stehen, worauf ich nicht besonders scharf bin. Geht man jedoch antizyklisch um 19 oder 20 Uhr essen, bekommt man ohne Probleme einen Platz.

Die Neapolitaner hingegen sind erstaunlich geduldige Schlangensteher und warten ohne Probleme 30 Minuten vor einer Pizzeria. Vor der Pizzeria Decumana, ganz in meiner Nähe, stehen sogar einige Stühle im Halbkreis. Das finde ich besonders nett, denn dabei kommt man leicht ins Gespräch mit anderen… und das Quatschen lieben die Italiener ja ganz besonders.

Gestern Abend hatte ich ein weiteres Aha-Erlebnis. Auf der Piazza Dante fand ein kostenloses Rock-Konzert statt, welches von der CISL, einem italienischen Gewerkschaftsbund, organisiert wurde. Ich war erst um ca. 22 Uhr dort, als gerade die zweite von drei Bands anfing zu spielen: Stadio. Die sind – glaube ich – in Italien auch bekannt und waren gar nicht übel. Zu meiner Überraschung fing kurz vor Mitternacht dann erst die dritte Band (Simone Cristicchi) an. Ich weiß zwar nicht, wie lange die noch gespielt haben, aber bis 1 Uhr hat das Konzert bestimmt noch gedauert. In Deutschland wäre bei einem Konzert dieser Lautstärke und mitten in der Stadt spätestens um 23 Uhr Schicht im Schacht – vor allem wegen der Anwohner. Die Neapolitaner scheint der Lärm aber nicht zu stören… Nachteulen eben.

Thursday, 24. May 2007

Müllnotstand in Neapel – in ganz Neapel? Nein! Die Innenstadt wehrt sich

Category: Neapel — Julia @ 23:23

Die Presse berichtet im Moment ausführlich über dramatische Müllberge in Neapel und zeigt immer wieder dieselben Bilder von sich türmenden sowie brennenden Müllbergen (Links zu den Online-Nachrichten findet man hier). Das trifft sicherlich für die Vororte von Neapel zu. Die Berichte vermitteln jedoch den Eindruck, dass die ganze Stadt im Müll versinkt und dass es in ganz Neapel zum Himmel stinkt.

Das ist aber nicht richtig! Ich lebe nun seit vier Wochen in dieser Stadt, habe jedoch noch keine derart katastrophalen Müllberge gesehen. Das liegt sicher daran, dass ich mich vorwiegend (aber nicht ausschließlich!) im Zentrum oder in Gegenden aufhalte, die auch von Touristen besucht werden. Ich möchte den Müllnotstand in der Region Kampanien keinesfalls verharmlosen. Auch die italienische Presse titelt „Situazione tragica“. Aber ich sehe keinen Grund, wieso Touristen die Stadt Neapel meiden sollten.

Zugegebenermaßen gehört Müll hier viel mehr zum Stadtbild als in Deutschland. Man sieht immer wieder kleinere Haufen mit Müllsäcken am Straßenrand, abends auch übervolle Container. Dies liegt daran, dass es in der Regel keine privaten Mülltonnen gibt, wie dies in Deutschland der Fall ist. Statt dessen wird der Müll entweder in den an Straßenrändern bereitgestellten Containern entsorgt, oder einfach vor die Haustür gestellt. In meiner Straße beispielsweise machen wir folgendes: Entsorgen wir unseren Müll tagsüber, legen wir unsere Müllsäcke in die Nische einer von Touristen gemiedenen Seitengasse; abends stellen wir unseren Hausmüll direkt neben unserem Eingangstor ab. Auch der Einzelhandel entsorgt zum großen Teil seinen Verpackungsmüll in den öffentlichen Containern. In den frühen Morgenstunden wird der Müll dann abgeholt. Den Neapolitanern ist vermutlich klar, dass Touristen eine wichtige Einnahmequelle darstellen. Im Zentrum kommt es also gar nicht erst soweit, dass der Müll anfängt zu stinken.

Heute Morgen habe ich auf meinem Weg zur Arbeit einige Fotos gemacht. Die Müllhaufen musste ich wirklich suchen:

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Es ist allerdings unglaublich, welche Unmengen Müll die Neapolitaner produzieren. Einige Beispiele aus meinem Alltag: Bei jedem Einkauf erhält man eine Plastiktüte – die deutsche Angewohnheit, zum Einkaufen Stofftaschen mitzunehmen, ist bis hierher nicht durchgedrungen. Bestellt man in einer einfachen Pizzeria ein Mineralwasser, erhält man einen Plastikbecher sowie eine nicht recyclebare Plastikflasche. Im Büroalltag dasselbe: Mineralwasser wird aus Plastikbechern getrunken, jeden Tag ein neuer Becher. Die PET-Flaschen landen im Müll. Das Mittagessen holen wir meist bei der „Tavola calda“, einer Art „Mittagstisch“. Die Gerichte werden in Alubehälter gefüllt, in Papier eingewickelt, in einer Plastiktüte transportiert und anschließend mit den mitgelieferten Plastikgabeln gegessen. Wenn von der Bar caffè oder spremuta bestellt wird, wird der in kleinen Plastik- oder Papierbechern geliefert, hinzu kommt der obligatorische Becher Mineralwasser. Aus für mich unerklärlichen Gründen wird selbst der caffè, den wir im Büro mit der eigenen Lavazza-Espressomaschine machen, aus kleinen Plastikbechern getrunken. Bei durchschnittlich 4 caffè pro Tag pro Person kommt da schon einiges an Müll zusammen!

Ich bestreite keinesfalls, dass in Neapel und Umgebung in Sachen Müll einiges im Argen liegt. Die Presseberichte über die katastrophalen Zustände in der Peripherie von Neapel, über die überfüllten und daher geschlossenen Mülldeponien, über die Camorra sowie ihr Geschäft mit dem Müll entsprechen bestimmt der Wahrheit. In kleineren, armen Orten in der Nähe von Neapel (beispielsweise in Pozzuoli) habe ich auch schon Müllhaufen gesehen, die zwar nicht stanken, aber sicherlich nicht schön anzusehen waren.

ABER: ich ärgere mich sehr darüber, dass die deutschen Medien immer von “Neapel” im Allgemeinen sprechen. Diese Berichterstattung wird Neapel nicht gerecht und schreckt potentielle Touristen ab. Ich fühle mich nach wie vor sehr wohl hier. Daher: kein Anlass zur Panik! In Neapels Innenstadt, also dem touristischen Zentrum, ist von stinkenden und brennenden Müllbergen keine Spur!

Monday, 21. May 2007

Forza Napoli!

Category: Italian Lifestyle,Neapel — Julia @ 23:09

SSC Napoli

Stadion San Paolo, Neapel. Samstag Nachmittag. Die Stimmung im und vor dem Stadion ist kräftig aufgeheizt, denn auch in Italien geht die Fußballsaison allmählich dem Ende entgegen. Der SSC Napoli ist derzeit auf Platz 3 der Serie B, der 2. Liga. Vom Zweitplatzierten Genua trennen ihn nur 2 Punkte. Da nur die ersten beiden Teams mit Sicherheit in die Serie A aufsteigen, zählt momentan jeder Punkt. Die Plätze 3 bis 6 spielen am Ende im Play-off um den Aufstieg, es sei denn Platz 3 hat mehr als 10 Punkte Vorsprung – dann steigt auch Platz 3 ohne Qualifikationsspiel auf. Bisher beträgt der Abstand zum Verfolger Rimini jedoch nur 9 Punkte.

Die wohl älteste tifosa des SSC Napoli ist bei jedem Heimspiel der azzurri, der Blauen, dabei und feuert ihre Jungs an:

tifosa

Obwohl ich mich nicht übermäßig für Fußball interessiere, habe auch ich vergangenen Samstag kräftig mitgefiebert. In Italien bleibt einem ja auch fast nichts anderes übrig. Als mein Chef, der eine Jahreskarte fürs Stadion hat, mir seine Karte für das Spiel gegen Modena angeboten hat, habe ich mich natürlich sehr gefreut. Ein Spiel im Stadion mitzuerleben hat immer etwas ganz Besonderes…zumal mein letzter Stadionbesuch schon viele Jahre zurückliegt.

Die ca. 50.000 Zuschauer machten am Samstag einen ohrenbetäubenden Lärm und erstklassige Stimmung. Die Spieler boten hingegen eher zweitklassigen Fußball. Zumindest soweit ich das beurteilen kann. Napoli ging schon sehr frühzeitig in Führung. Das Stadion tobte. Bei dem Anschlusstreffer von Modena kurz vor der Halbzeit herrschte hingegen Stille. Ich dachte zunächst, dass das Tor nicht zählt. Aber es waren ja nur vereinzelte Fans aus Modena angereist. Kein Wunder, dass man die nicht hörte. Die waren übrigens durch ein großes, rund um ihre Ränge gespanntes Netz abgeschirmt. Wohl um zu vermeiden, dass sie Gegenstände auf das Spielfeld werfen. Fand ich ziemlich diskriminierend.

In der zweiten Halbzeit wurden sowohl Fans als auch Spieler zunehmend nervöser. Napoli verschoss dann auch noch zur Enttäuschung aller einen Elfmeter …

Am Ende hieß es dann leider nur Napoli – Modena 1:1. Jetzt bleiben nur noch drei Spiele. Es bleibt also spannend… Forza ragazzi!

Tuesday, 15. May 2007

Jeder Tag ist wie Silvester

Category: Neapel — Julia @ 22:53

Hier in Neapel wird fast jeden Abend, eher zur Nachtzeit, ein kleines Feuerwerk gezündet. Es sind immer nur wenige Knaller, ca. 20-40 Sekunden, zu immer unterschiedlichen Zeiten, manchmal sogar erst um 1h nachts. Als ich die Knaller zum ersten Mal gehört habe, habe ich sofort an eine Schießerei gedacht – so wie man das aus Mafia-Filmen kennt, in denen die Opfer gleich vielfach durchlöchert werden.

Gerade eben habe ich auch endlich einmal das kurze Feuerwerk von meinem Fenster aus gesehen. Ich rätsel aber immer noch, was das zu bedeuten hat. Die Vermutung meiner Kollegin ist, dass einer der über 50 Heiligen der Stadt gefeiert wird. Andere munkeln jedoch, dass dies das Signal ist, dass der Nachschub an Drogen im Hafen angekommen ist.

L´isola di Capri

Category: Capri — Julia @ 21:59

Am Wochenende war die erste von den drei im Golf von Neapel liegenden Inseln fällig: Capri.

Da ich auf Ischia und Procida schon ‘mal vor 15 Jahren war, glaubte ich zu wissen, was mich auf Capri erwartet. Auf die Touristenströme war ich jedoch nicht gefasst – vor allem nicht in der Vorsaison. Menschenhorden, die von Fähnchen angeführt werden, schrecken mich ja immer ab. Aber da auch wir von der Marina Grande, dem Hafen, in das höher gelegene Städtchen Capri wollten, blieb uns nichts anderes übrig, als an der Funiculare (der Standseilbahn) Schlange zu stehen.

Oben angekommen war es nicht weniger überfüllt. Sobald man aber durch die Gassen streift, die von dem kleinen Platz im Zentrum wegführen, wird es wesentlich ruhiger und beschaulicher:

Capri

Wir ließen uns ein wenig treiben und hatten so einen bezaubernden Spaziergang auf die andere Seite der Insel, von der aus man schon das Festland sehen kann. Die Highlights von Capri sind übrigens sehr gut ausgeschildert, so dass wir uns entschieden, den Schildern zum arco naturale zu folgen. An unserem Ziel angekommen hatten wir einen fantastischen Blick durch den natürlich entstandenen Felsbogen aufs Meer:

arco naturale

Da die letzte Fähre zurück nach Neapel bereits um 19.50h die Insel verlässt, und wir die Entfernungen auf Capri nicht so gut einschätzen konnten, haben wir noch ein wenig am Strand (leider nur ein Steinstrand, direkt neben der Marina) die Abendsonne genossen… und ich war in diesem Jahr zum ersten Mal im Mittelmeer – allerdings nur mit den Füßen.

Capri hat offenbar noch viel mehr zu bieten. Ich frage mich, wie die Gruppenreisenden die Insel in nur einem Tag abgrasen, wenn wir in sechs Stunden nur ein kleines Fleckchen erkunden. Zum Glück habe ich ja noch weitere Gelegenheiten, auch die anderen Ecken zu entdecken.

Insgesamt hat sich der Kurztrip also sehr gelohnt – auch wenn die Fahrt mit der Schnellfähre hin und zurück stolze 30 € kostet. Mit der nur halb so schnellen Autofähre legt man nur gut die Hälfte hin, jedoch fährt diese Fähre auch nur sechs Mal pro Tag.

Sunday, 13. May 2007

pizza pazza puzza

Category: Neapel — Julia @ 23:14

Bei einem Kindergeburtstag in Italien kann man ganz schön viel lernen… vor allen Dingen dann, wenn die Eltern einige Animateure und einen Zauberer zur Beschäftigung der Kinder engagieren. So jedenfalls hat das mein derzeitiger Chef hier in Italien gemacht. Die Großen haben gequatscht und geschlemmt, die Kleinen haben getobt. Topolino (Mickey Maus) und Minnie kamen auch zum Gratulieren.

Der Zauberer hat es aber nicht nur den Kindern angetan, sondern auch mir. Es ist nämlich sehr viel einfacher, das Italienische zu verstehen, wenn Erwachsene mit Kindern sprechen. Und so habe ich gestern so einiges gelernt. Die eingängige Zauberformel “pizza pazza puzza” ging mir den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf. Ich weiß nicht, ob das wirklich unser Abrakadabra ist, oder ob das eine Erfindung des Zauberers ist. Übersetzt man das wörtlich heißt das jedenfalls “Pizza – verrückt – stinkt”.

Wednesday, 9. May 2007

Wäsche in luftiger Höhe

Category: Italian Lifestyle,Neapel — Julia @ 23:46

Genau wie all die anderen Neapolitaner bin ich nun stolze Besitzerin eines Wäschetrockners für mein Balkongeländer:

Wäsche

Die allzu bekannten Fotos von engen neapolitanischen Gassen, in denen die Wäsche draußen vor dem Fenster – oder gar zwischen zwei gegenüberliegenden Fenstern – zum Trocknen hängt, sind nicht nur Klischee, sondern Wirklichkeit. Und zwar nicht nur im Spanischen Viertel, sondern überall, wo Platzmangel herrscht… und das ist in Neapels Innenstadt fast überall!

Man sollte es nicht meinen: Das Geländer vor der Fenstertür in meinem Zimmer ist stabiler als es aussieht. Zu Beginn hatte ich extremes Unwohlsein, wenn ich zu nah am rostigen Gitter stand. Auch bei meinem ersten Wäscheaufhängen war mir ein wenig mulmig, denn immerhin würde ich zwei Stockwerke tief auf die Terrasse eines anderen Hausbewohners fallen. Ein zufriedenes Grinsen hatte ich aber dennoch auf den Lippen, denn mit jedem Tag steigt das Gefühl, ein Teil der Stadt zu sein.

Sunday, 6. May 2007

La Reggia di Caserta

Category: Kampanien — Julia @ 23:25

Die Reggia di Caserta gehört zu einem der größten Königsschlösser Europas und wird als Versailles des Südens” bezeichnet. Das war mir bis heute nicht bekannt. Eine Italienerin bestätigte aber, dass dieser Palast in Italien so bekannt sei wie das Collosseum in Rom. Ich habe übrigens zunächst immer palazzo gesagt, aber alle sagen dazu “La Reggia”, selbst mein deutscher Reiseführer verwendet diese Bezeichnung.

Caserta liegt im Norden Neapels, im Hinterland von Kampanien. Mit dem Zug ab Hauptbahnhof (Stazione Centrale) sind es ca. 45 Minuten Fahrt. Wie gut, dass das Zugfahren in Italien sehr günstig ist: eine einfache Fahrt kostete nur 2,80 €.

Die Stadt Caserta selbst ist – soweit ich das gesehen habe – ziemlich hässlich. Eine Besichtigung des Schlosses sowie des Parks und des Englischen Gartens lohnt sich jedoch.

La Reggia di Caserta

Wenn man Versailles schon kennt, ist es zwar nicht ganz so beeindruckend, aber dafür ist man für nur 6 € dabei. Da ich mir die Campania ArteCard 365 (Jahreskarte für zahlreiche Museen und Ausgrabungen in der Gegend) gekauft habe, war’s für mich sogar kostenlos. Mein Preis hingegen für den Ausflug nach Caserta:

  • qualmende Füße, denn wir sind heute sicherlich 10 km durch den Park und den englischen Garten gelaufen,
  • rauchender Kopf, denn ich habe den ganzen Tag Italienisch gesprochen und gehört – neben Eni (meiner Mitbewohnerin) war noch ihre italienische Freundin dabei, die gnadenlos schnell, viel und mit sizilianischem Akzent sprach.