Man sollte es nicht für möglich halten, aber ich habe mir am Sonntag tatsächlich ein Motorbootrennen im Rahmen der Powerboat P1 World Championship vor der Küste von Neapel angeschaut. Das heißt: eigentlich habe ich das Rennen nur aus der Ferne mitbekommen, da man vom Ufer aus lediglich die Gischt der Boote, ab und zu einige Umrisse und den Lärm der Motoren wahrnehmen konnte.
Auf der Mole standen neben neugierigen Schaulustigen (wie mir) auch einige Fans mit Fernglas, die den Rennstand per Radio verfolgten. Ohne dieses Profi-Equipment und ohne Zugang zur VIP-Lounge sowie zur Großleinwand war das Rennen selbst jedoch gar nicht so spektakulär.
Viel spannender fand ich das Drumherum nach dem Rennen. Die Motorboote fuhren in den kleinen Hafen am Molosiglio ein, und Fahrer und Teams wurden freudig von Familie und Freunden begrüßt. Nachdem es während des Rennens noch genieselt hatte, kam zum Glück endlich die Sonne raus. Die Stimmung war heiter. Ein wenig Presserummel. Es war wie im Fahrerlager bei der Formel Eins – nur für Motorboote.
Als während der Siegerehrung die italienische Nationalhymne erschallte, wurd’ mir ganz warm ums Herz. Hab mich gefühlt wie einstmals sonntags, wenn Schumi ‘mal wieder für Ferrari auf dem Treppchen stand. Dann knallten die Korken, und wie zu erwarten war gab es eine Champagner-Dusche, für Zuschauer inklusive.
Die Helden gaben nach dem Rennen bereitwillig Autogramme. Schaden kann’s nicht, dachte ich mir, und ergatterte eins von dem Fahrer des Siegerteams, James Sheppard (links im Bild).
Auf dem Bild trägt er noch seine rote Kappe, die er mir zu meiner großen Überraschung in die Hand drückte. Stolz wie eine erfolgreiche Trophäenjägerin setzte ich sie mir auf. Ein Champagnergeruch wehte mir in die Nase. Was für ein Glück, dass der Motorbootsport nicht so beliebt ist wie Autorennen! Denn sonst hätte ich nicht hautnah und kostenlos dabei sein können.