Ich habe den Eindruck, dass die meisten Neapoletaner bis in die späten Abendstunden sehr aktiv sind. Auch nachts noch sausen junge Italiener mit ihren Scootern, zum Teil hupend, zum Teil grölend durch die Straßen der Altstadt.
Da ich selbst eine Nachteule bin, macht mir das nichts aus. Wenn ich in einer bei Italienern beliebten Pizzeria essen gehen möchte, kommt mir das sogar sehr entgegen. Die Leute in Neapel gehen nämlich erst gegen 21 Uhr und später essen. Würde ich auch um diese Uhrzeit eine gute Pizza haben wollen, müsste ich Schlange stehen, worauf ich nicht besonders scharf bin. Geht man jedoch antizyklisch um 19 oder 20 Uhr essen, bekommt man ohne Probleme einen Platz.
Die Neapolitaner hingegen sind erstaunlich geduldige Schlangensteher und warten ohne Probleme 30 Minuten vor einer Pizzeria. Vor der Pizzeria Decumana, ganz in meiner Nähe, stehen sogar einige Stühle im Halbkreis. Das finde ich besonders nett, denn dabei kommt man leicht ins Gespräch mit anderen… und das Quatschen lieben die Italiener ja ganz besonders.
Gestern Abend hatte ich ein weiteres Aha-Erlebnis. Auf der Piazza Dante fand ein kostenloses Rock-Konzert statt, welches von der CISL, einem italienischen Gewerkschaftsbund, organisiert wurde. Ich war erst um ca. 22 Uhr dort, als gerade die zweite von drei Bands anfing zu spielen: Stadio. Die sind – glaube ich – in Italien auch bekannt und waren gar nicht übel. Zu meiner Überraschung fing kurz vor Mitternacht dann erst die dritte Band (Simone Cristicchi) an. Ich weiß zwar nicht, wie lange die noch gespielt haben, aber bis 1 Uhr hat das Konzert bestimmt noch gedauert. In Deutschland wäre bei einem Konzert dieser Lautstärke und mitten in der Stadt spätestens um 23 Uhr Schicht im Schacht – vor allem wegen der Anwohner. Die Neapolitaner scheint der Lärm aber nicht zu stören… Nachteulen eben.