Saturday, 5. May 2007
Halleluja! San Gennaro ci vuole bene. Um es gleich vorweg zu nehmen: Das Blutwunder von San Gennaro ist auch dieses Mal wieder gelungen. Er meint es also gut mit uns, wie der Erzbischof von Neapel heute meinte.
Für diejenigen, die Neapel nicht kennen: San Gennaro ist der neapolitanische Schutzheilige. Sein (vermeintliches) Blut wird in zwei versiegelten Ampullen aufbewahrt. Normalerweise ist die Substanz in den Ampullen erstarrt. Zwei Mal im Jahr wird in Neapel der Schutzpatron gefeiert und mit Spannung das Wunder der Blutverflüssigung erwartet: am 19. September, dem Geburtstag des Heiligen, und am ersten Maiwochenende.
Heute, am Samstag, machte ich mich also auf den Weg zum Dom, da um 17 Uhr von dort die Prozession zum Kloster Santa Chiara startete. Dort warteten schon eine Menge Leute, die die vielen Heiligenstatuen beklatschten.
Auch die Bürgermeisterin von Neapel, Rosa Russo Iervolino, ließ es sich nicht nehmen, persönlich anwesend zu sein:
Die Prozession führte durch die schmale Gasse Spaccanapoli, gesäumt von einer Menge Gläubigen und Touristen. Von den Balkonen rieselten Rosenblüten. Ich habe vom Dom aus eine Abkürzung genommen, um noch einen Sitzplatz in der Kirche Santa Chiara zu ergattern, wo sich das Blutwunder vollziehen sollte. Das war auch gut so, denn letztendlich war die Kirche so voll, dass die Leute selbst in den Durchgängen standen. Nach dem Einzug der Statue von San Gennaro und der Reliquie wurde eine heilige Messe gefeiert. Die Gläubigen beteten mit Inbrunst, so dass ein lautes Padre Nostro und Ave Maria erschall. Daran merkte man, dass die Mehrzahl der Anwesenden tatsächlich Italiener war. Nach ca. 90 min. kam es zum heiß ersehnten Höhepunkt der Festlichkeit: Der Erzbischof persönlich präsentierte den Neapolitanern, dass sich das Blut verflüssigt hat. Diese gute Nachricht wurde von den Anwesenden mit begeistertem Beifall gefeiert, und die Kirchenglocken läuteten.
Wie man sieht war ich – obwohl ich in der ersten Hälfte der Kirchenbänke saß – immer noch ziemlich weit weg vom Geschehen. Beim anschließenden Auszug der Prozession konnte ich allerdings deutlich erkennen, dass die Substanz in der Ampulle tatsächlich flüssig war.
Auch der Erzbischof war nach dem gelungenen Blutwunder sichtlich erleichtert:
Wenn sich das Blut allerdings nicht verflüssigt, bedeutet das Unglück für die ganze Stadt. Das ist auch schon ‘mal vorgekommen. Beispielsweise im Jahr 1980: einige Wochen nach der misslungenen Verflüssigung hat ein Erdbeben in Kampanien auch in Neapel große Schäden angerichtet. Ein anderes Mal, im Jahr 1988, hat der SSC Napoli die Fußballmeisterschaft nur knapp gegen AC Milan verloren. Wenn das so ist, steht dem Aufstieg des SSC Napoli in die erste Liga, der Serie A, nach dem erfolgreichen Blutwunder nun ja nichts mehr entgegen!
Friday, 4. May 2007
Meine ersten drei Tage beim Studio Legale Scognamiglio liegen nun schon hinter mir. Diese mittelständische Kanzlei liegt in der Nähe der via Toledo, am Rande der Quartieri Spagnoli, also mitten im pulsierenden Neapel: Fisch- und Gemüsegeschäfte präsentieren ihre Waren, auf der Straße wird lautstark Musik abgespielt und die Angestellten der umliegenden Bars laufen eilig mit Tabletts umher, um caffè in kleinen Pappbechern in die Büros zu bringen.
Giovanni Scognamiglio, der Gründer der Kanzlei, ist noch angenehm jung und ambitioniert. So auch die anderen Anwälte/-innen. Außer mir ist zurzeit noch ein weiterer deutscher Referendar in der Kanzlei, und demächst kommt eine Praktikantin aus China.
Bisher hatte ich unter anderem die Gelegenheit, mich ein wenig in das italienische Rechtssystem einzulesen und bei einer Vertragsgestaltung in englischer Sprache mitzuwirken. Mit den Kollegen unterhalte ich mich manchmal auf Italienisch, meist jedoch auf Englisch, da mir doch noch so einige Vokabeln fehlen. Das Gewicht wird sich dann hoffentlich zum Ende meines Aufenthalts hier zum Italienischen verlagern!
Mein Konsum an caffè nähert sich jedoch schon jetzt demjenigen eines Italieners. In der Kanzlei trinke ich täglich vier caffè, und damit liege ich wohl eher im unteren Bereich hier. Im Durchschnitt trinkt der Italiener, hab ich mir sagen lassen, sechs caffè täglich. Der caffè schmeckt hier aber auch unwiderstehlich gut!
Tuesday, 1. May 2007
Noch bevor ich nach Neapel gekommen bin, habe ich mich auf die Suche nach einer Wohnung gemacht. Empfohlen wurden mir studenti.it und affittistudenti.it. Über letzteren Link gelang ich zu easystanza.it, wo man sich zunächst anmelden muss. Es war ziemlich unkompliziert, und sehr bald erhielt ich eine Nachricht von Vincenzo, meinem jetzigen Vermieter. Ich hatte angenommen, dass ich in einer WG mit zwei 21-jährigen Italienern leben würde. Irrtum! Als ich hier letzte Woche ankam, stellte sich zu meiner Überraschung heraus, dass ich mit vier anderen Mädels zusammenwohne:
Karina, Französin, studiert Architektur
Camille, Französin, studiert Medizin
Antonella, Italienerin, studiert Gesang
Eni, Ungarin, Juristin und Praktikantin in einer Kanzlei
Sie sind alles super nett und schon etwas länger hier, so dass sie mir einige Tipps geben können. Gemeinsamer Treffpunkt ist unsere Wohnküche:
Monday, 30. April 2007
Als ich gestern durch die Straßen von Neapel gelaufen bin, war ich überrascht, dass die meisten Läden tatsächlich geschlossen haben. Sie waren zum größten Teil mit schweren Rollläden verrammelt, und viele Straßen waren wie ausgestorben (abgesehen von Touristenattraktionen und Kirchplätzen).
Manche ruhten sich im Schatten aus, wie z.B. hier in der Nähe des Palazzo Reale:
Andere (wie hier auf der Mole am Molosiglio) ließen sich die Sonne auf den Pelz brennen:
Als ich hingegen über die Piazza Plebiscito hinweg zur Piazza Trieste e Trento kam (Nähe Café Gambrinus), war die Hölle los: Dort trafen sich auf der via Toledo Jung und Alt mit Kind und Kegel zum Schaulaufen – oder besser Schaufahren:
Unzählige knatternde Roller fuhren kreuz und quer. Das war ein Lärm! In der Regel natürlich ohne Helm! Die beiden raggazze hingegen ziehen ganz selbstbewusst ihren hippen Helm auf.
Selbst die Kleinsten wurden mitgenommen:
Weitere Eindrücke von meinem Sonntagsspaziergang erhält man, wenn man auf eines der Bilder klickt.
Heute hat es in Neapel fast den ganzen Tag lang geregnet. Wie gut, dass ich am Samstag gemeinsam mit meiner Mitbewohnerin Eni und ihrer Freundin einen Strandtag eingelegt habe.
Mit Badetuch und Bikini ausgerüstet nahmen wir Samstag den Bus R3 nach Mergellina. Dort liegt nicht weit hinter dem Yachthafen ein Sandstrand. Der Strand ist leider nicht besonders schön, denn die Leute liegen auf ihren Liegen einer neben dem anderen, aber dafür ist er vom Zentrum aus schnell und unkompliziert zu erreichen.
Da wir jedoch pro Person 10 Euro Eintritt zahlen sollten, haben wir dankend abgelehnt und uns auf den Weg zum Marechiaro gemacht (Linie 140 Richtung Posilippo, Haltestelle S. Strato). Wenn man die Straße runter zum Meer läuft, merkt man sofort, dass man hier eher auf dem Land ist: wunderbar grün und ruhig. Und dennoch gehört dieser Teil noch zu Neapel. Am Wasser angekommen findet man eine kleine Bootsanlegestelle vor und wird für 6 € mit einem kleinen Boot zu den Felsen geschippert. Einzigartig! In der Ferne erkennt man schemenhaft die Inseln Ischia und Procida und es weht ein wunderbarer Wind. Auf Dauer sind die Felsen zum Liegen zwar etwas unbequem und Toiletten gibt es dort auch nicht, aber dafür hat man das Gefühl, ein ganz besonderes Kleinod gefunden zu haben. Und ich bin sogar ein bisschen braun geworden.
(Wenn man auf die beiden Links klickt, gelangt man zu meiner Karte bei Google Maps und kann sehen, wo die beiden Strände liegen.)
Friday, 27. April 2007
Als ich gestern an Neapels Flughafen Capodichino angekommen bin, habe ich mir gleich ein Taxi gegönnt, da ich mit meinen zwei Koffern, der Laptoptasche und der Kameratasche möglichst komfortabel und vollständig in meiner neuen Wohnung ankommen wollte. Mein Vermieter Vincenzo hatte mir zuvor schon per E-mail geschrieben, was die Fahrt kosten wird:
12-13 € (je nach Taxometer) + 2,60 € Flughafenaufschlag + 1 € für’s Gepäck (pro Gepäckstück?).
Insgesamt hätte die Fahrt also nicht mehr als 18 € kosten dürfen. Noch während ich den Taxifahrer am Flughafen nach dem Gesamtpreis fragte, überschlug er sich beim Einladen meiner Koffer. Er meinte, das könne man nicht sagen, je nach Taxometer. Nach ca. 2 min. merkte ich, dass das Taxometer bei 10 € stand und fragte noch einmal nach. Daraufhin behauptete er, das werde bei dem dichten Verkehr etwa 40 € kosten bis ins Zentrum. Ein wenig entsetzt und in meinem gebrochenen Italienisch meinte ich darauf, dass man mir einen anderen Preis genannt habe. Er entgegnete mit der für Italiener typischen Wegwisch-Handbewegung: da hätte man mir einen Bären aufgebunden. Derjenige hätte keine Ahnung. So so.
Nach vermeintlichen Abkürzungen durch Fußgängerzonen, die er angeblich nur für mich machte, zeigte das Taxometer am Ende ca. 14,50 € an. Er verlangte dann von mir 30 € und tat so, also tue er mir damit einen Gefallen. Ich erwiderte, der Flughafenzuschlag könne doch nicht so hoch sein und meinte, das könne maximal 20 € kosten. Genervt und hektisch meinte er dann: Gut, 25 €. Da meine Koffer noch im Kofferraum waren, habe ich mich darauf seufzend eingelassen und ihm zähneknirschend das Geld gegeben. So ein kleiner Gauner!
Mein Vermieter Vincenzo versicherte mir, dass das eindeutig zu viel war. Aber so sind die italienischen Taxifahrer. Mit Fremden kann man’s ja machen. Er gab mir noch einen Rat für’s nächste Mal: Taxinummer aufschreiben. Außerdem muss im Taxi wohl eine Liste mit den Preisen hängen, aus denen sich die Flughafen- und Gepäckzuschläge ergeben. Beim nächsten Mal werde ich bestimmt darauf achten!
Thursday, 26. April 2007
Ganz plötzlich bin ich da, mitten im quirligen Neapel. Es fällt mir noch schwer zu glauben, dass ich hier die kommenden drei Monate leben werde:
Via San Gregorio Armeno, 28 80138 Neapel
Obwohl mich der Taxifahrer (kleiner Gauner, hat mich ein wenig übers Ohr gehauen!) so nah an meine Wohnung herangefahren hat, wie ihm dies angeblich möglich war, war’s bis zu meiner Wohnung eine elende Schlepperei über’s Kopfsteinpflaster. Vor allem schwer bepackt die vier Stockwerke hoch ins Appartment haben mich ganz schön aus der Puste gebracht.
Die Begrüßung meines Vermieters war dafür umso angenehmer: Er ahnte wohl, dass ich ausgehungert war, und lud mich zum Pasta-Essen in seine Wohnung, eine Etage höher, ein: pasta con pomodori in sugo di vongole, dazu einen leckeren Rotwein, anschließend verschiedene Salami vom Stück (aus Umbrien), Käse und un po’ di pane. Und natürlich zum Abschluss einen Espresso aus der Caffettiera. So fängt meine Zeit in Italien doch gut an!
Wednesday, 25. April 2007
Natürlich gehört zu Italien auch das Surren der Vespas. Ohne vorher ein wenig Übung zu haben, würde ich mir niemals zutrauen, in Neapel eine Vespa auszuleihen.
Inzwischen sind fast alle Bedenken beseitigt. Denn gestern hatte ich zwei Fahrstunden bei meinem Bruder. Da ich anfangs zu ängstlich war, im Straßenverkehr zu fahren, habe ich meine ersten Rollversuche auf sicherem Terrain gemacht. Kurven-Fahrtraining im ruhigen Wohngebiet, und dann ging’s ab in die Kölner Südstadt. Zwischenstopp im Fonda, um einen Espresso zu trinken.
Am Ende machte es mir auch nichts mehr aus, über Verkehrsknotenpunkte wie den Barbarossaplatz zu fahren. Mein Bruder zuckte zwar manchmal hinter mir leicht zusammen, war aber ein sehr geduldiger Fahrlehrer. Sei un tesoro, Pippo! Nun bin ich für Neapel gewappnet!
Saturday, 20. January 2007