Halleluja! San Gennaro ci vuole bene. Um es gleich vorweg zu nehmen: Das Blutwunder von San Gennaro ist auch dieses Mal wieder gelungen. Er meint es also gut mit uns, wie der Erzbischof von Neapel heute meinte.
Für diejenigen, die Neapel nicht kennen: San Gennaro ist der neapolitanische Schutzheilige. Sein (vermeintliches) Blut wird in zwei versiegelten Ampullen aufbewahrt. Normalerweise ist die Substanz in den Ampullen erstarrt. Zwei Mal im Jahr wird in Neapel der Schutzpatron gefeiert und mit Spannung das Wunder der Blutverflüssigung erwartet: am 19. September, dem Geburtstag des Heiligen, und am ersten Maiwochenende.
Heute, am Samstag, machte ich mich also auf den Weg zum Dom, da um 17 Uhr von dort die Prozession zum Kloster Santa Chiara startete. Dort warteten schon eine Menge Leute, die die vielen Heiligenstatuen beklatschten.
Auch die Bürgermeisterin von Neapel, Rosa Russo Iervolino, ließ es sich nicht nehmen, persönlich anwesend zu sein:
Die Prozession führte durch die schmale Gasse Spaccanapoli, gesäumt von einer Menge Gläubigen und Touristen. Von den Balkonen rieselten Rosenblüten. Ich habe vom Dom aus eine Abkürzung genommen, um noch einen Sitzplatz in der Kirche Santa Chiara zu ergattern, wo sich das Blutwunder vollziehen sollte. Das war auch gut so, denn letztendlich war die Kirche so voll, dass die Leute selbst in den Durchgängen standen. Nach dem Einzug der Statue von San Gennaro und der Reliquie wurde eine heilige Messe gefeiert. Die Gläubigen beteten mit Inbrunst, so dass ein lautes Padre Nostro und Ave Maria erschall. Daran merkte man, dass die Mehrzahl der Anwesenden tatsächlich Italiener war. Nach ca. 90 min. kam es zum heiß ersehnten Höhepunkt der Festlichkeit: Der Erzbischof persönlich präsentierte den Neapolitanern, dass sich das Blut verflüssigt hat. Diese gute Nachricht wurde von den Anwesenden mit begeistertem Beifall gefeiert, und die Kirchenglocken läuteten.
Wie man sieht war ich – obwohl ich in der ersten Hälfte der Kirchenbänke saß – immer noch ziemlich weit weg vom Geschehen. Beim anschließenden Auszug der Prozession konnte ich allerdings deutlich erkennen, dass die Substanz in der Ampulle tatsächlich flüssig war.
Auch der Erzbischof war nach dem gelungenen Blutwunder sichtlich erleichtert:
Wenn sich das Blut allerdings nicht verflüssigt, bedeutet das Unglück für die ganze Stadt. Das ist auch schon ‘mal vorgekommen. Beispielsweise im Jahr 1980: einige Wochen nach der misslungenen Verflüssigung hat ein Erdbeben in Kampanien auch in Neapel große Schäden angerichtet. Ein anderes Mal, im Jahr 1988, hat der SSC Napoli die Fußballmeisterschaft nur knapp gegen AC Milan verloren. Wenn das so ist, steht dem Aufstieg des SSC Napoli in die erste Liga, der Serie A, nach dem erfolgreichen Blutwunder nun ja nichts mehr entgegen!