Monday, 9. July 2007

Küstenstädte und Bergdörfer im Cilento

Category: Kampanien — Julia @ 00:12

Vor drei Wochen bin ich zum ersten Mal mit dem Auto im Straßenverkehr von Neapel gefahren… und es ist zum Glück alles gut gegangen. Zugegebenermaßen war’s keine wirklich schwierige Sache, denn zum einen war Wochenende und zum anderen waren es von der Garage der Autovermietung bis zur Autobahnauffahrt nur wenige Meter. In Bahnhofsnähe befinden sich mehrere Autovermietungen. Die angeblich günstigste (Maggiore) haben wir jedoch nicht auf Anhieb gefunden und sind statt dessen bei Hertz gelandet.

Unser Ziel: das Cilento, eine Landschaft noch südlich von Paestum. Bevor wir (das sind meine Ma und mein Bruder) jedoch das Cilento erreichten, sind wir nach der Abfahrt von der Autobahn (Eboli) zunächst schnurstraks zum Meer durchgefahren. Nicht, weil wir einen großartigen Strand erwarteten, sondern eher, um uns ein wenig im Meer zu erfrischen und dem Reiseverkehr am Samstagmorgen zu entgehen. Das Meer war herrlich wild und die Wellen hoch. Nur die Strandwacht pfiff uns zurück und hielt uns davon ab, weiter hinauszuschwimmen, angeblich zu viel seitliche Strömung.

Das Küstenörtchen Santa Maria di Castellabate, nicht weit hinter Agropoli, war dann unser nächster Stopp. Dort war das Meer bedeutend ruhiger, aber leider war das Baden sehr mühsam, da der Weg ins Wasser wegen der vielen Steine und der Brandung nicht besonders leicht war. Nichts für Kinder und ältere Leute! Stattdessen gab´s in der Strandbar aber hervorragenden Kuchen.

S. Maria di Castellabate

Weiter ging´s dann Richtung Acciaroli, um uns von dort über schmale Bergstraßen und die süßen Bergdörfer Cannicchio, Pollica und Celso bis nach San Mauro durchzuschlagen.

Auf den Tipp meines Vermieters steuerten wir direkt die Cooperativa “Al Frantoio”, eine Genossenschaft der Ölbauern, wo wir zu Abend aßen. Im riesigen, gemütlich urigen Speisesaal geht es lebhaft her, die Kellner laufen sich die Hacken ab. Das Essen war super lecker, ausgefallen und bezahlbar. Ich habe mir sogar ausnahmsweise ein Primo, ein Secondo sowie ein Dolce gegönnt, was ich sonst nie mache. Der offene Wein kam aus der Umgebung und war ebenfalls gut und günstig.

Eine Mitarbeiterin der Cooperativa hatte uns zuvor netterweise eine Unterkunft für die Nacht besorgt, die wir nach kleinen Irrungen (und Verirrungen über holprige Feldwege) auch fanden: eine einfache, aber wirklich zauberhafte Unterkunft (25 Euro inkl. Frühstück, p.P. in der Nebensaison), in der uns eine nette, junge Familie mit Herz betreute. Das Frühstück war eher italienisch (caffè, cappuccino, frisch gepresster O-Saft und Croissant) und hat völlig ausgereicht.

Dies ist der Blick von der Terrasse unseres Zimmers bei Le tre Querce in San Mauro:

Cilento

San Mauro selbst ist auch ein nettes, kleines, verschlafenes Dorf:

San Mauro

In nur kurzer Zeit haben wir die Bekanntschaft mit einigen Dorfbewohnern gemacht, durften gar einen Blick in einen Hinterhof werfen. Der Pfarrer der Dorfkirche lud uns ein, seine Kirche anzuschauen und zeigte uns begeistert die kleinen Schätze in Kirche und Sakristei.

Und was für eine Aussicht die Kicker von San Mauro doch haben!

Bolzplatz mit Aussicht

Bei unserer Fahrt hinab zur Küste hielten wir in Cannicchio an. Dieses Bergdorf kam mir noch kleiner und verträumter vor. Wir trafen kaum Leute in den Gassen an. Der alte Herr, der erfreut war, mit Fremden zu plaudern, wurde von seiner Frau ungeduldig zum Essen gerufen.

Und so setzten wir schließlich unsere Fahrt zum Küstenort Acciaroli fort. Auch von Acciaroli war ich ganz begeistert, denn der Ort war zum Glück nicht so arg überlaufen (das mag aber auch an daran liegen, dass noch Nebensaison war). Wir gönnten uns einen Sonnenschirm am Privatstrand links vom kleinen Hafen und konnten so auf feinem weißem Sand sonnen, faulenzen und im klaren, ruhigen Meer baden. Sonderlich tief wurde das Meer zwar nicht, aber dafür musste man beim Einstieg keine lästigen Steine überwinden. Mir schien es, dass nur Italiener am Strand waren. Herrlich, sie zu belauschen!

Der Rückweg nach Neapel war ein wenig nervig, da wir vor allem auf der Landstraße, dem Autobahnzubringer, in den Rückfahrverkehr geraten sind und nur im Stop-and-Go vorankamen. Das hätten wir uns eigentlich denken können, aber irgendwie konnten wir uns doch nicht so früh vom Strand trennen. Besonders ärgerlich war dabei, dass unglaublich viele Italiener sich nicht schön brav auf der einspurigen Straße ihrem Schicksal ergeben haben, sondern auf dem Randstreifen rechts sowie der Gegenspur links ständig überholt haben.

Aber auch ohne Drängelei sind wir zwar verspätet, aber gut wieder in Neapel angekommen. Wie gut, dass die Garage von Hertz noch geöffnet hatte und uns keinen Ärger machte!

Was für ein Glück auch, dass in meiner Nachbarschaft (Via dei Tribunali) wenigstens noch die Pizzeria Decumani geöffnet hatte, die uns ausgehungerten Reisenden auch kurz vor Mitternacht noch eine Pizza gebacken hat. Ein krönender Abschluss eines erlebnisreichen Wochenendes.

(Beim Klick auf eines der Bilder kann man weitere Fotos vom Cilento sehen.)

Sunday, 6. May 2007

La Reggia di Caserta

Category: Kampanien — Julia @ 23:25

Die Reggia di Caserta gehört zu einem der größten Königsschlösser Europas und wird als Versailles des Südens” bezeichnet. Das war mir bis heute nicht bekannt. Eine Italienerin bestätigte aber, dass dieser Palast in Italien so bekannt sei wie das Collosseum in Rom. Ich habe übrigens zunächst immer palazzo gesagt, aber alle sagen dazu “La Reggia”, selbst mein deutscher Reiseführer verwendet diese Bezeichnung.

Caserta liegt im Norden Neapels, im Hinterland von Kampanien. Mit dem Zug ab Hauptbahnhof (Stazione Centrale) sind es ca. 45 Minuten Fahrt. Wie gut, dass das Zugfahren in Italien sehr günstig ist: eine einfache Fahrt kostete nur 2,80 €.

Die Stadt Caserta selbst ist – soweit ich das gesehen habe – ziemlich hässlich. Eine Besichtigung des Schlosses sowie des Parks und des Englischen Gartens lohnt sich jedoch.

La Reggia di Caserta

Wenn man Versailles schon kennt, ist es zwar nicht ganz so beeindruckend, aber dafür ist man für nur 6 € dabei. Da ich mir die Campania ArteCard 365 (Jahreskarte für zahlreiche Museen und Ausgrabungen in der Gegend) gekauft habe, war’s für mich sogar kostenlos. Mein Preis hingegen für den Ausflug nach Caserta:

  • qualmende Füße, denn wir sind heute sicherlich 10 km durch den Park und den englischen Garten gelaufen,
  • rauchender Kopf, denn ich habe den ganzen Tag Italienisch gesprochen und gehört – neben Eni (meiner Mitbewohnerin) war noch ihre italienische Freundin dabei, die gnadenlos schnell, viel und mit sizilianischem Akzent sprach.